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Interview mit dem Gründer unseres Tierheimes

2017.04.13

„Das ist kein Hobby. Ein Hobby ist Fußball oder Wandern. Tierschutz ist eine Last. Ich wäre der glücklichste Mensch auf Erden, wenn Tierschutz nicht nötig wäre, wenn es keine ausgesetzten, misshandelten Hunde, Katzen, zum Schlachter geschickte Pferde oder nach Abschuss ihrer Muttertiere allein zurückgebliebene Wildtierjungen gäbe. Aber es gibt sie, und ich betrachte es als meine Pflicht, ihnen zu helfen.”

Zoltán Matuschek ist für mich nicht nur deshalb glaubhaft, weil er aus eigenen Kräften sein in den verschiedensten Bereichen des Tierschutzes tätiges Tierheim gegründet hat, sondern er ist auch deshalb ein Vorbild, weil das (seit dem Jahr 2000 als Stiftung betriebene) NOAH Tierheim Ungarn keinen Unterschied zwischen Leben und Leben macht. Hier wird nicht eingeschläfert: also nicht getötet. Die alten, kranken und hässlichen, also vergebens auf Adoption wartenden Tiere werden nicht im Stich gelassen. Denn auch diese Leben werden respektiert.

 

Woher kommt diese Verbundenheit zu den Tieren?

Darüber habe ich viel überlegt, aber ich kann es nicht sagen. Als Kind lebten wir in einem Haus mit Garten in Budapest. Meine Eltern hielten Hühner und Kaninchen zu Nutzzwecken. Mein Vater schlachtete sie. Ich bin damit aufgewachsen, eigentlich hätte ich akzeptieren müssen, dass es nun mal so sein muss, aber ich konnte das schon als Kind nicht hinnehmen.

Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass man nicht töten muss. Ich bekam ein völlig anderes Verhältnis zu Tieren. Ich denke nicht, dass sie dafür da sind, mir zu nutze zu sein. Ich hatte schon als Kind alle möglichen Tiere zu Hause. Selbst als wir in ein Hochhaus umzogen, hatte ich Küken, die ich nach der Schle hinunterbrachte. Sie liefen nicht davon, sondern mir hinterher.

Aber auch damals sah ich schon viele Grausamkeiten, ich musste mir eine härtere Schale zulegen. Ich kann mich erinnern, dass wir einmal einen ausgesetzten Hund über Wochen gefüttert haben bis ihn die Großen eines Tages fortschleppten und verletzten. Ich schleppte andauernd streunende Hunde und Katzen nach Hase. Meine Eltern waren nicht begeistert, aber sie ließen es schließlich doch zu, dass ich einen gefundenen Boxer behielt. Sie dachten sich wohl, das ist immer noch besser, als wenn er Drogen nehmen würde.

1998 beschloss ich ein eigenes Tierheim zu gründen. Bis 2008 steckte ich all mein selbst verdientes Geld in dieses Tierheim. Im Laufe der Jahre wuchs die Fläche auf 8 Hektar an. Für die Gründung und den Betrieb eines Tierheimes ist die Zustimmung aller Nachbarn notwendig, daher ist es am besten, wenn man sein eigener nachbar ist. Nach und nach bauten wir den Zaun, die Zwinger und erweiterten die Anlage. Die höchsten Kosten sind immer die Tierarztkosten. Die sind horrend. Seit 2002 funktionieren wir als Stiftung.

Mit meiner Partnerin, Katalin Tasnádi, der Vorstandsvorsitzenden der Stiftung und unseren 3 Kindern leben wir auf dem Gelände des Tierheimes in einer kleinen, 50 qm großen Hütte. Unsere Kinder sind 7, 5 und 3 Jahre alt und haben die Tierliebe schon in die Wiege gelegt bekommen. Sie haben vor nichts Angst. Manchmal zeige ich ihnen, dass sie dieses Wildschwein streicheln dürfen, das andere aber lieber nicht. Ich lehre ihnen, dass es weder zwei gleiche Menschen, noch zwei gleiche Tiere gibt. Das eine Wildschwein hat nichts dagegen, wenn man sich draufsetzt, das Andere lässt man besser in Ruhe. Wenn wir ihren Charakter respektieren erreichen wir eine wunderbare Harmonie. Wir leben mit mehr als 10 Hunden zusammen, aber es kommt vor, dass wir Frischlinge oder Füchse bei uns im Haus haben, solange das Wetter oder ihr Alter es nicht zulässt sie draußen unterzubringen. Eins unserer Wildschweine hat den Namen Romboló (zu Deutsch: Zerstörer), weil er beim Spiel mit unserem blinden Fuchs, das Badezimmer zerstört hat. 

Wie kommen die Wildtiere zu Euch?

Die ersten Wildtiere in unserer Obhut waren Füchse. Füchse dürfen jederzeit getötet werden, sie werden brutal, samt ihren Welpen niedergemacht. Die Jäger sagen, sie töten das Kleinwild; ja, aber auch die Mäuse und Ratten! Hauptsache es gibt viele Hasen und Fasanen, die man erlegen kann! (Übrigens werden heutzutage Fasane für die Jagd gezüchtet: sie handzahm, haben keine Angst und können kaum fliehen. Sie werden dann in den Wald ausgesetzt und die sog. „Sportjäger” erlegen sie in Scharen. Das ist das Hobby der reichen „Elite”). Die Jungen der erlegten oder überfahrenen Muttertiere irren oft allein herum, es wurden schon so einige von Tierfreunden zu uns gebracht. So entstand unser sog. Reservat zunächst für Füchse, später auch für Dachse und Waschbären, wir haben sogar schon Affen und Lama’s aufgenommen. Die Liste ist lang und vielfältig.

Wie schafft ihr es unter so vielen Tieren Ordnung zu halten? Bist du der Rudelführer?

Für einige Tiere bin ich das, aber ich kenne nicht alle 500 Hunde hier. Wir haben gute Mitarbeiter. Bei uns gibt es nur selten Raufereien. Von einem Vermehrer habe ich einen großen gestromten Mischlingshund übernommen, mit dem sie Wildschweine gejagt haben und den sie wohl auch zu Hundekämpfen benutzt haben. Er ist jetzt mein bester Hund. Ich habe ihm beigebracht, dass wir hier niemandem etwas antun. Jetzt ist er so ruhig, dass meine Kinder ihm auch ins Maul greifen können, ohne dass es ihn stört. Alle Hunde sind so, wie sie erzogen wurden. Diesen Hund habe ich an meinen Hirsch und mein Wildschwein, ja sogar an meinen Fuchs und mein Schaf gewöhnt.  

Wie kam der Hirsch zu Euch? 

Ein paar Wanderer haben ihn vor streunenden Hunden gerettet als er ein paar Tage alt war. Die Hirschkuh veranlasst ihr Kalb zum Hinlegen und Warten, während sie auf Nahrungssuche geht. Diese Kälber dürfen nicht aufgescheucht werden. Sie haben noch keinen Geruch, damit die Raubtiere sie nicht wittern können, aber diesmal haben die Hunde das Kalb gefunden und es war zu befürchten, dass sie es töten. So kam es zu mir und ich zog es mit Ziegenmilch aus der Nuckelflasche groß. Die Hirschkuh bleibt ihr ganzes Leben lang bei ihrer Mutter und da meine Hirschkuh denkt ich sei ihre Mutter, folgt sie mir auf Schritt und Tritt, wenn ich in ihrer Nähe bin. Auch eins meiner Schafe ist so, welches ich zusammen mit dem Hirsch großgezogen habe. Sie sind wie Geschwister füreinander. Jetzt leben sie mit unseren Nutztieren im Innenhof des Tierheimes.

Im Innenhof versteht sich grundsätzlich jeder mit jedem. Wenn sich jedoch einmal zwei Tiere die gleiche Pfütze oder den gleichen Leckerbissen ausgesucht haben, dann kommt es schonmal zu kleineren Auseinandersetzungen. Natürlich gibt es Rangordnungen, aber die Fläche ist so groß, dass sich die Tiere auch problemlos aus dem Weg gehen können. Unsere Besucher kommen aus dem Staunen über dieses Zusammenleben meist gar nicht heraus.

Ihr habt auch traumatisierte, bzw. alte und kranke Hunde und Katzen in Eurer Obhut. Bei Euch wird nicht eingeschläfert.

In West-Europa nehmen viele Menschen auch ältere Tiere auf, um ihnen auf ihre alten Tage noch ein liebevolles Zuhause zu schenken. Hier bei uns ist das nicht so. Es gibt viele pflegebedürftige und auch traumatisierte Hunde bei uns: sie wurden misshandelt oder ihr geliebtes Herrchen/Frauchen ist gestorben und dadurch wurden sie verhaltensgestört. Diese Hunde können nicht vermittelt werden. Die hässlichen oder kranken Hunde will auch keiner haben, also bleiben sie hier. Ich denke nicht, dass ich Gott bin und entscheiden kann wer das Recht hat weiterzuleben und wer nicht. Wir töten nicht. Aber aus diesem Grund müssen wir mit einer Warteliste arbeiten. Solange wir keinen Hund vermitteln, können wir auch keinen Neuen aufnehmen. Es gibt viele Tierschutzorganisationen, die einen Hund (evtl. sogar gegen Bezahlung) aufnehmen und dafür einen schon länger bei ihnen befindlichen einschläfern lassen.

Wir sprachen bereits über unsere Nutztiere – die werden auch bei uns alt werden. Dabei gibt es viele, die – vor allem unsere Schweine – gerne „adoptieren” würden. Diese Tiere können allerdings nicht adoptiert werden.

Wir haben ein großes Vogelgehege für Raben. Dieses hat eine Öffnung durch die die geheilten Vögel wegfliegen können, wenn sie wollen. Wir haben elf Pferde in unserer Obhut. Alles gerettete Tiere, die in Reitschulen kaputtgeritten wurden oder wegen Hufproblemen zum Schlachter abgegeben werden sollten. Ein Pferd wurde so schlimm misshandelt, dass es die Menschen nicht ausstehen konnte. Vorne biss es hinten trat es. Mit viel Geduld und Liebe habe ich sein Vertrauen gewonnen. Ich habe ein gutes Verhältnis zu all meinen Tieren. Bei uns zählt auch das Wildschwein als Familienmitglied. Ich bringe ihm jeden Morgen einen Keks und unterhalte mich mit ihm.

Ihr setzt Euch auch gegen die Tierquälerei ein. Siehst du die Wirkung des Tierschutzgesetzes?

Es ist schwer zu beweisen, dass jemand sein Tier schlägt oder hungern lässt. Wenn wir von so etwas erfahren, versuchen wir den Halter davon zu überzeugen, das Tier an uns zu übergeben und wenn nötig, schalten wir die Behörden ein. Die darauffolgenden Verfahren sind jedoch langwierig und die Strafen fallen meist sehr mild aus. Viele Menschen verstehen leider immer noch nicht, was so schlimm an Tierquälerei ist, vor Allem da ja die Massentierhaltung im Grunde auch Tierquälerei ist.

 
Ich nehme an Du bist Vegetarier.

Ich esse seit acht Jahren kein Fleisch und bemühe mich auch die Kuhmilch zu meiden, denn was in der Massentierhaltung mit den Tieren gemacht wird, dass passt auf keinen Fall zu unserer Einstellung.

Vor Kurzem las ich einen Beitrag: „Jetzt tut doch endlich etwas!” Ich habe erkannt, dass ich es versuchen will. Ich werde zu den verschiedensten Veranstaltungen gerufen und ich nehme dann meistens irgendwelche außergewöhnlichen Tiere mit, um die Menschen anzulocken und sie so dazu zu bringen, sich anzuhören was ich über das Thema verantwortungsvolle Tierhaltung und Tierschutz denke. Zum Beispiel die Kennzeichnung der Hunde mit einem Mikrochip oder wie wichtig die Kastration von Hunden und Katzen ist. Auf unserer Suche nach einer Organisation mit der wir zusammenarbeiten können, stellten wir fest, dass in erster Linie die Buddhisten und Krisna so denken wie wir, dass man die Tiere nicht ausbeuten darf. Ich bin der Meinung, dass in Ungarn die Krisna ein Vorbild dafür bilden, wie man mit Mensch und Tier umgehen sollte.

Triffst du oft auf Menschen, die deine Einstellung nicht verstehen?

Natürlich, aber manchmal sehe ich auch ganz überraschende Veränderungen in den Menschen. Zum Beispiel brachte einmal ein Jäger einen Feldhasen zu uns, den seine Hunde angefallen und verletzt hatten, damit wir ihn heilen sollten.

Wir bemühen uns immer weiterzuentwickeln. Wir haben eine Hundeschule und seit letztem Jahr auch ein Bildungszentrum, in dem Biologiestunden abgehalten werden können.

Unser Team besteht aus 12 Angestellten und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern. Jeden Samstag ist bei uns Tag der offenen Tür, wo unsere Besucher u.A. die Möglichkeit haben unsere Hunde beim Gassigehen näher kennenzulernen und uns dabei auch noch bei der Sozialisierung unserer Schützlinge zu helfen.

Seit zehn Jahren nehmen wir an einem wichtigen sozialen Programm teil, bei dem für geringere Gesetzeswidrigkeiten verhängte Sozialstunden in unserem Tierheim abgearbeitet werden können. Mittelschüler haben die Möglichkeit die für das Abi notwendigen ehrenamtlichen Leistungen bei uns abzuarbeiten. Viele von ihnen fühlen sich so wohl bei uns, dass sie auch nach Absolvieren ihrer Pflichtzeit regelmäßig zu uns zurückkommen.

Der Kontakt zu den Tieren hilft vielen Menschen – wer das einmal spürt, wird meiner Meinung nach zu einem anderen Menschen. 

Die Übersetzung basiert auf dem ungarischen Artikel des SZIMPATIKA Magazines HIER