In der Nacht zum Samstagmorgen starb ein kleiner Hund… ich habe ihn nur einmal getroffen, nur einmal berührt und auch das nur ängstlich und vorsichtig. Dabei hätte ich ihn umarmen müssen, festhalten, ihm ins Ohr flüstern, dass er kämpfen soll, denn nun gibt es jemanden der ihn liebt, nun gibt es jemandem, dem er wichtig ist. Aber ich hatte Angst, ich hatte Angst vor dem Virus, welcher seinen Körper gerade besiegte – vor Parvo -, ich hatte Angst das Virus auf meine eigenen Hunde, auf die anderen Schützlinge, Welpen und Senioren zu übertragen.
Pardon hat kaum ein paar Wochen auf dieser Welt gelebt. Ich weiß nicht, wo er geboren wurde, wie lange er schon auf der Straße war, vermutlich schon immer… Ich sah nur ein herzzerreißendes Foto von einem abgemagerten Hundebaby, welches kaum Fell hatte. Als er in der Tierklinik ankam stellte sich heraus, dass sein Fell und seine Magerkeit das kleinere Problem waren, der größte Dämon, dem er gegenübertreten musste, war das Parvovirus. Ich werde nie vergessen, wie ich ihn erblickte… in der Ecke einer Katzentransportbox fast unsichtbar und zusammengekauert. Als ich ihn ansprach, hob er nur ganz langsam sein winziges Köpfchen, kaum größer als eine Nuss. In seinen Augen, in seinem Blick war zu erkennen, dass er nicht gewinnen kann. Ich hätte ihn umarmen sollen, mich an ihn schmiegen, aber ich wagte kaum ihn zu streicheln… ich war feige und hatte Angst um meine Geliebten. Dabei war er in dem Moment ebenfalls einer meiner Geliebten…
Samstagfrüh um 8 Uhr klingelte mein Telefon, ich sah, dass es die Tierklinik war… ich wusste es, ich wusste es, aber ich musste rangehen. Es waren nur zwei Sätze: „Euer Hündchen, welches an Parvo erkrankt ist, ist heute Nacht gestorben. Es tut uns sehr leid…!”
Ich werde seinen Blick nicht los… will ihn gar nicht loswerden… er war sein ganzes kurzes Leben lang alleine, verlassen, in Not, krank und musste schließlich auch dem Tod alleine in die Augen blicken… Jeden einzelnen Tag müssen unzählige Menschen, Tiere, Leben alleine, unwürdig, ausgeliefert, ohne Liebe, unglücklich dem Tod ins Auge blicken. Warum machen wir das? -kinga-